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MANOLIS GLEZOS - Zum Gedenken an Manolis Glezos

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2020-04-03 2022-08-15 03.04.2020
Manolis Glezos 0001
Manolis Glezos

Manólis Glézos, geboren am 9. September 1922 auf Apiranthos Naxos, ist am 30. März 2020 in Athen gestorben. Manólis Glézos war ein linksgerichteter griechischer Politiker und Autor. Er wurde als Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg bekannt. Schon 1939 wirkte Glézos als Schüler an der Gründung einer antifaschistischen Jugendgruppe mit, die sich gegen die italienische Besatzung des Dodekanes und die Diktatur von Ioánnis Metaxás einsetzte. Am 30. Mai 1941 holte er zusammen mit Apóstolos Santás die auf der Akropolis gehisste Hakenkreuzfahne herunter.

Die Botschaft des Widerstands
Am 28. Oktober 2016 wurde auf Rhodos ein Denkmal enthüllt für eine heldenhafte Tat: das Einholen der italienischen Fahne und das Hissen der griechischen Fahne. Diese wichtige Aktion geschah 1926, während der italienischen Besatzung des Dodekanes. Einer der Beteiligten dieser Aktion war Geórgios Chalkiás, der aus dem Ort Spóa auf Karpathos stammte.

Den anschließend auf Deutsch wiedergegebenen Brief von Manólis Glézos hat Glézos an das Festkomitee zur Enthüllung des Denkmals geschickt, er selbst konnte bei der Denkmalenthüllung nicht anwesend sein.

Ich hatte in meinen ersten Jugendjahren das Glück, dass mein politisches Erwachsenwerden während der Bekanntschaft mit einem meiner Mitschüler vom Dodekanes, Leftéris Sellás, erfolgte, der in unsere Schülergemeinschaft seine Erlebnisse aus dem italienisch besetzten Rhodos mitbrachte, dem System des Faschismus.
Der ersten Gruppe, in der ich mitmachte, gehörten Antónis Moschovákis, Apóstolos Sántas, Theódoros Ramountánis, Leftéris Sellás und ich an; wir legten den Eid ab. Es war eine Organisation für die Befreiung des Dodekanes.
Wir wurden eine patriotische Organisation, und mit den Augen, mit den Bildern, die uns Leftéris Sellás überbrachte, unser Mitschüler vom Dodekanes, wurden wir auch eine antifaschistische Organisation.
Das Unternehmen der drei Schüler des Venetókleio [Gymnasium in Rhodos] war wenige Jahre vorher erfolgt.
Gabriel Charítos, Nikítas Pachopós und Geórgios Chalkiás, die 1926 beschlossen hatten, nicht nur die Fahne des faschistischen Regimes herunterzuholen, sondern auch ihre eigene, selbstgefertigte griechische hochzuziehen, waren Jungen, die wußten, dass ihre Handlung eine Botschaft an alle Griechen überbrachte, hauptsächlich aber an das Regime der Furcht, die der Faschismus in die Herzen der Dodekanesen, der Bevölkerung von ganz Europa einzusäen versuchte.
Eine symbolische Handlung, die aber wie eine Fackel die Botschaft des Widerstands enthielt.
Das, was der Faschismus anstrebt, um sich gegenüber dem Volk durchzusetzen, ist die Übertragung der Furcht an die Bürger.
Mit der dauerhaften und beharrlichen Zurschaustellung der Stärke oder mit sadistischen Methoden verfolgt er die Bestrafung aller, die nicht gehorchen.
Jede Aktion, die sich gegen diese Denkweise richtet, überträgt die Furcht und die Panik an den Faschismus selbst und alle, die ihm dienen.
Und diese Botschaft hat ein junger Mensch, der von Rhodos geflohen und nach Athen gekommen war, auch zu uns gebracht.
Zu den Schülern des Gymnasiums in Athen, die wir geschworen hatten, für die Befreiung des Dodekanes zu kämpfen, für die Vernichtung des Faschismus.
Eine feine Linie von symbolischen Aktionen gestalten die Geschichte eines Volkes.
Die eine Aktion wird zum Leuchtturm für die nächste, und alle zusammen erbauen die Geschichte dieses Volkes.
Jahrhunderte von Kämpfen, Eroberungen und Befreiungen haben das Bewußtsein des Widerstands geschaffen.
In der Stunde, in der die drei Jugendlichen die Fahne des Regimes der Furcht vom Fahnenmast holten und die Hoffnung hochzogen, war ihnen bewußt, dass sie eine Botschaft überbrachten, dass sie bereit waren, sich zu opfern für den Beweis, dass sich die Furcht nicht in ihnen einnisten durfte, dass sie ein noch so kleiner Leuchtturm in der Kette der Widerstandsaktionen sein würden, die dieses Volk charakterisieren.
Sie haben es geschafft.
Die Botschaft übernahmen sehr viele in den folgenden Jahren, und wir haben weitergemacht.
Und die griechische Fahne weht heute stolz im ganzen Dodekanes.
Und der Faschismus ist vernichtet.
In unseren Tagen, jetzt, wo unsere Heimat wieder in Gefahr ist, lasst uns diese Unternehmung von Gabriel Charítos, Nikítas Pachopós und Geórgios Chalkiás in Erinnerung rufen.
Und lasst uns die Botschaft schicken, dass diese feine Linie des Widerstands ihre Reise in die Zukunft fortsetzt.

Manólis Glézos
Athen, 12.10.2016